„Das Beste, was der Künstler gibt, ist Abglanz dessen, was er liebt.“ Ernst Eckstein
In unserer Frühlingsausstellung treffen in der galerie gugging zwei farbenfrohe Welten aufeinander. Frei nach dem Motto Unterschiede ziehen sich an, erschaffen Hannes Lehner und der Gugginger Künstler Manuel Griebler eine gelungene Symbiose, die ansteckend ist – zwei Künstler, die in ihrem Ausdruck kaum unterschiedlicher sein könnten. Man könnte annehmen, dass sie auf verschiedenen Planeten leben bzw. in komplett unterschiedlichen Welten. Was sie vereint, ist ihre farbintensive Arbeitsweise, die einen sofort in einen freudvollen Zustand versetzt.
Beide sind aufstrebende Künstler in ihren 30ern und arbeiten passioniert auf Papieren in unterschiedlichen Größen. Während der Gugginger Künstler Manuel Griebler bis jetzt mit Papierarbeiten sein Lieblingsmaterial gefunden und dabei auch sein Faible für mehrteilige Gesamtwerke entdeckt hat, fertigt Hannes Lehner – neben Arbeiten auf Papier – ihren originalen Vorbildern entsprechende Autoskulpturen aus Karton, die er auch bemalt. Der Künstler stellt eine ideale Ergänzung zu den Gugginger Künstlern dar und fügt sich durch seine Flächigkeit im Farbauftrag und nicht zuletzt seine hoch komplexen Objekte perfekt ein.
Hannes Lehner bezeichnet sich selbst als Autonarr, der diese Leidenschaft, wie er sagt, von seinem Vater geerbt hat. Mit akribischer Genauigkeit widmet er sich detailverliebt der aufwendigen Replikation seiner Boliden. Bis ins kleinste Detail gestaltet er sogar das Innenleben seiner Autos, das interessanterweise den Betrachtenden verborgen bleibt, da der Künstler die Kartonfahrzeuge nach getaner Arbeit wieder verschließt. Lehner ist ein versierter Autokenner und spricht gerne über die unterschiedlichen Automarken, seine Augen beginnen dabei zu leuchten. Der Künstler begann bereits in seiner Kindheit zu zeichnen, seit 2005 wurden seine Werke in regelmäßigen Abständen ausgestellt. Seine Arbeiten auf Papier bestechen durch gekonnte Einfachheit. Monochrome Landschaften, in die Lehner mit großem Gefühl für den dafür zur Verfügung stehenden, die Objekte seiner Wahl setzt, meist sind es Autos oder Häuser mit und ohne Mauern. Diese muten auf den ersten Blick reduziert, vielleicht sogar einfach an, entpuppen sich jedoch bei genauerer Betrachtung als komplexe Bildkompositionen, die den Betrachtenden sofort in ihren Bann ziehen. Für Hannes Lehner ist ein Künstler ein Mensch, der etwas ausprobiert – aus diesem Grund kann es durchaus sein, dass er sich zukünftig vermehrt der Darstellung von Tieren oder männlichen Akten zuwenden wird.
„Die Kunst ist die stärkste Form von Individualismus, welche die Welt kennt.“ Oscar Wilde
Die Werke von Manuel Griebler auf der anderen Seite werden dominiert von kleinen Köpfen, die sich in alle Himmelsrichtungen blickend, über das Blatt verteilen. Zwischen den Köpfen finden sich eigenwillige Gestalten, Regenbögen, Duschen, Sonnen, Smileys, Kräne und alles, was dem Künstler sonst noch in den Sinn kommt wieder. All diese spontanen Kreationen machen die Arbeit für Griebler so spannend. Der Gugginger Künstler lässt der Fantasie gerne freien Lauf, seine ebenfalls sehr farbintensiven, dichten Werke sind intensiv und er liebt es, sie mit hohem Druck aufs Blatt zu zaubern. Die teilweise an „Wimmelbilder“ erinnernden Arbeiten, Werke in denen Vieles entdeckt werden kann, erschafft er völlig frei „einfach so“ mit Blei- und Farbstiften – quasi aus dem Nichts. Die Ideen fließen dabei nur so durch ihn hindurch und finden in sehr zeitgeistigen Kompositionen auf Papier Ausdruck. Inspiriert durch eine Ausstellung im museum gugging, wo Grieblers bislang größtes Werk bestehend aus vier Teilen, ausgestellt wurde, wollte der Künstler noch einen Schritt weitergehen. So entstand seine bis dato größte Schöpfung, eine aus zwölf Einzelblättern bestehende Arbeit. Jedem dieser Blätter hat er sich konzentriert vier bis fünf Tage gewidmet, mit dem klaren Ziel vor Augen, seine bislang größte Arbeit zum Leben zu erwecken. Griebler ist zufrieden mit dem Ergebnis und wir freuen uns, dieses Ausnahmewerk in unserer Frühlingsausstellung hannes lehner & manuel griebler „simplicity | complexity“ erstmalig zeigen zu dürfen.
Das Leben ist erfüllt von Gegensatzpaaren: oben und unten, links und rechts, warm und kalt, Fülle und Leere … Lehner & Griebler. So unterschiedlich die beiden Künstler sowohl im Wesen als auch in ihrem künstlerischen Ausdruck sind, in dieser Ausstellung erleben wir sie zusammen und sie ergänzen einander auf anregende Weise. Kontemplativ Ruhiges trifft auf scheinbar chaotisch Lebendiges und tritt in einen spannenden, anregenden Dialog.