Vernissage: Samstag, 23. November 2024, 14:00 bis 19:00 Uhr
Finissage: Samstag, 14. Dezember 2024, 14:00 bis 19:00 Uhr
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 15:00 bis 19:00 Uhr sowie nach Vereinbarung
Ort: KLUBHAUS, Währingerstraße 79/13, 1180 Wien
Einhalt gebieten. Abbremsen. Am vorletzten Tag der diesjährigen Kunst-Biennale in Venedig kehrt der Künstler Leopold Strobl nach Wien zurück. Seine Werke, die in den vergangenen Jahren von Kritzendorf und Gugging aus, nicht nur in Paris zu sehen waren, vom New Yorker Museum of Modern Art angekauft, sondern auch in den venezianischen Giardini bewundert wurden, werden ab 23. November in Währing gezeigt. Die Ausstellungsplattform KLUBHAUS von Alexander Giese und Christof Habres präsentiert in Kooperation mit der galerie gugging neue Arbeiten des aus Mistelbach gebürtigen, einzigartigen Künstlers.
Paris, Venedig, New York: Was sich die Gesellschaft unter einem Künstlerleben – das klassische „La Vie de Bohème“ – vorstellt, hat zumeist wenig mit der Lebensrealität von Kunstschaffenden zu tun. Und noch viel weniger, wenn es sich wie bei Leopold Strobl um einen Künstler der „Art Brut“ oder, wie Expert:innen es auch nennen mögen, um einen „Outsider Artist“ handelt. Kurze Momente des Im-Scheinwerferlicht-stehens wechseln sich mit langen Phasen der Einsamkeit ab.
Rund um den 1960 geborenen Leopold Strobl gab es in letzter Zeit einiges an Blitzlichtgewitter und geschäftige Hektik. Das Museum of Modern Art in New York erwarb Arbeiten des Künstlers aus Mistelbach. Außerdem war er einer der wenigen österreichischen Künstler:innen, die von Kurator Adriano Pedrosa für die diesjährige Hauptausstellung der Biennale in Venedig „Foreigners everywhere“ ausgewählt wurde. Von außen betrachtet, scheint das Glück perfekt zu sein. Die Öffentlichkeit feierte Leopold Strobl und er ließ sie gewähren.
Für andere Künstlerinnen und Künstler hätte diese kuratorische Kür den Gipfel der Karriere bedeutet. Sie würden abheben, sich von der Woge des Erfolgs mitreißen und vom eigenen Weg abbringen lassen.
Nicht so Leopold Strobl. Bei ihm haben diese Ereignisse nicht keinen, aber einen anderen Stellenwert. Wenn man sich bei Liebhabern der „Outsider Art“ nach dem Anfang ihres Enthusiasmus erkundigt, dann wird man oft mit der Feststellung konfrontiert, dass es eben ein Arbeiten abseits jedes künstlerischen oder (Kunst-)marktbezogenen Druckes ist. Quasi Kunst in purer Form. Eine ewige wie spannende Diskussion.
Die solitäre Konsequenz, die Strobl beim Bestreiten seines Alltags an den Tag legt, spiegelt sich in seiner Kunst wider. Täglich fügt er seinem Œuvre ein Kunstwerk hinzu. In den Farben Gelb, Schwarz und Grün. Konstant. Ausnahmslos.
Seine Arbeiten kommen im (Zeitungs-)Kleinformat daher. Das macht die Auseinandersetzung umso eindringlicher. Denn dadurch sind die Betrachtenden gezwungen, genauer hinzuschauen. Quasi hinter Strobls Vorhang zu blicken: Einen Zugang zu seiner originären Welt bekommt man nur mit leiser Diskretion. Es sind Strobls Welten, die auch noch zugegen sein werden, wenn das Blitzlicht der Öffentlichkeit wieder gedimmt wird. Die perfekte Ironie liegt seinem künstlerischen Schaffen inne, indem er die boulevardesken Kleinformate als Grundlage für seine Kunstwerke gewählt hat. Printmedien, die meist wegen ihrer unreflektiert lauten, marktschreierisch-verletzenden Schlagzeilen für Aufmerksamkeit sorgen. Leopold Strobl hält dagegen und kreiert mit konstanter Arbeit seinen eigenen künstlerisch-gesellschaftlichen Kosmos. Er benötigt den Lärm, das Laute nicht. Im Gegenteil: Er setzt diesen Tendenzen Grenzen. Wenn ihm bestimmte Schlagzeilen oder Abbildungen nicht gefallen, sind diese die ersten, die künstlerisch bearbeitet, verfremdet werden. Seine Motive, die er über Schlagzeilen und Landschaften setzt, erinnern an Skulpturen, an Monolithe und Barrieren, die klar verdeutlichen: „Bis hierher und nicht weiter!“
Als kürzlich eine Ausstellung in seiner Heimatgemeinde eröffnet und Leopold Strobl als großer Sohn der Stadtgemeinde bezeichnet wurde, bedeutete ihm die Anerkennung natürlich sehr viel. Ein Umstand, der die Hoffnung schürt, dass die Dramaturgie der Ausstellung im Klubhaus „Ich habe nur mehr Grün gesehen“ den Wünschen des Künstlers entspricht. Denn letztendlich tun wir das, was wir tun, für die Menschen, die ihr Leben – meist in Zurückgezogenheit – in ihrem Atelier verbringen.
Wobei wir hoffen, dass er seine Zurückgezogenheit zumindest einmal aufgeben wird, um sich mit seinem Lieblings-Taxi-Chauffeur auf den Weg nach Währing zu machen …
*Text Christof Habres