Die Werke des jetzt in Paris lebenden Michel Nedjar zählen zu den Klassikern der Art Brut. Bereits Jean Dubuffet hat ihn persönlich zu einer Ausstellung in seine Sammlung, die Collection de l’Art Brut in Lausanne gebeten. Der Erwerb von über 50 Puppen durch das Centre Pompidou spricht für sich.
Michel Nedjar wurde 1947 in Soisy (Frankreich) geboren. Der Sohn eines jüdischen Schneiders aus Algerien und einer Polin absolviert eine Schneiderlehre und begibt sich Ende der sechziger Jahre auf mehrere Reisen, die ihn unter anderem nach Mexiko und Guatemala führen, wo ihn Puppen faszinieren, die er auf den dortigen Märkten entdeckt. Nach seiner Rückkehr 1976 entstehen Nedjars erste eigene “Poupées”, Fetisch-Figuren aus Lumpen, Zweigen, Sackleinen und anderem Abfall, getränkt in Schmutz und Blut. Später gestaltet er Figurenreliefs mit Bezügen zum Holocaust.
1980 beginnt Nedjar zu zeichnen, oft in der Nacht. Rasch fertigt er Serien an Bildern auf gefundenen Materialien wie Briefumschlägen, Tapeten oder Rückseiten alter Plattenhüllen. Diese zeigen hauptsächlich Gesichter, Körper oder Tiere – häufig Vögel, Schweine oder Böcke – oft auch ineinander verschlungen oder übereinander. In ihren archaischen Farben und Formen erinnern sie an steinzeitliche Parietalkunst (Höhlenmalereien).
Nach der Retrospektive “michel nedjar – animo.!” im museum gugging 2008 bietet Ihnen die galerie gugging jetzt die Möglichkeit, einige der im Ausstellungskatalog publizierten Werke, wiederzusehen und auch zu erwerben. Es werden neben älteren und neueren Poupées zudem Zeichnungen und Fingermalereien der letzten zwei Jahrzehnte gezeigt.